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Selbstreflexion: Fotografieren mit der berühmtesten Messsucherkamera

Worauf achten Fotografen eigentlich beim Fotografieren?

 

Welche Informationen in der Kamera sind wirklich wichtig?

 

In dieser Artikelserie reflektiere ich meine eigene Kameranutzung, und

möchte mit dir in Dialog treten: Was ist für deinen Fotografieprozess

essenziell?

 

In diesem Artikel gehe ich auf das Fotografieren mit der wohl

berühmtesten Messsucherkamera, der Leica, ein.

 

Fotografieren mit der Leica

Momentan fotografiere ich viel mit der digitalen Leica M9, die mir

mein Teamkollege geliehen hat.

 

Leica, besonders die analogen Modelle, sind in Fotografenkreisen für

ihr reduziertes Aufnahmeerlebnis bekannt: Nur das Notwendigste findet

an und in der Kamera Platz.

 

Und ich muss sagen: Ich genieße das Erlebnis des Fotografierens mit

der teuren Messsucherkamera sehr! Die Sucheranzeige, die bei dieser

Art von Kamera nicht durch das Objektiv schaut, ist auf die

Scharfstellhilfe und drei rot leuchtende Symbole beschränkt: Einen

Pfeil nach links, einen nach rechts, und einen Punkt.

 

Diese drei Symbole dienen als Belichtungsanzeiger. Ist der rote Punkt

zu sehen, ist die Belichtung laut der internen Messung perfekt. Die

Pfeile zeigen an, dass das Bild entweder zu dunkel (linker Pfeil),

oder zu hell (rechter Pfeil) ist.

 

Das kann ich mir gut damit merken, dass ich das Rädchen für die

Verschlusszeit in die Richtung des jeweiligen Pfeils drehen muss, um

die Belichtung zu korrigieren. Clever, oder?

 

Allerdings fehlen mir hier einige Informationen, um fotografieren zu

können, ohne die Kamera vom Auge nehmen zu müssen: Dass die ISO-Zahl

nicht angezeigt wird, kann ich aufgrund der analogen Tradition der

Leica noch gerade nachvollziehen – in einer analogen Leica hätte man

ja auch nur einen Film eingelegt, und man wechselt die ISO vielleicht

nicht allzu oft. Trotzdem – für mich ist es nervig, diese Zahl nicht

unmittelbar einsehen zu können.

 

Doch was für mich, offen gesagt, eine komplette Umgewöhnung erfordert,

ist das Fehlen der Verschlusszeit und Blende im Sucherbild. Wie

gesagt, es gibt nur eine Anzeige, die mir sagt, wie ich die Belichtung

korrekt einstellen kann, und die mich auch dabei unterstützt, leicht

über- oder unterzubelichten.

 

Was aber, wenn ich zum Beispiel ein Porträt fotografieren möchte? Ich

würde dafür eine lange Brennweite, wie 90mm, verwenden. Mit so einem

Objektiv will ich sicherstellen, dass nichts verwackelt, also darf die

Belichtungszeit nicht länger als 1/100s sein. Wenn ich nun aber die

Belichtungszeit einstellen möchte, muss ich bei wechselnden

Lichtbedingungen vor jedem einzelnen Bild die Kamera vom Auge nehmen,

um die Belichtungszeit zu überprüfen!

 

Das ist eine interessante Erfahrung, die vielleicht für Fotografen,

die Blende-Verschlusszeit-Kombinationen besser schätzen können als

ich, sich weniger als Problem darstellt.

Tricks of the Trade

Ein besonderer Trick, den man gut mit einer Brennweite wie 35mm machen

kann, ist das Vorfokussieren. Man stellt die Leica dazu auf eine

Entfernung von 3 oder 5 Meter ein, und kann dann quasi "aus der Hüfte"

schießen und die Entfernung schätzen – immer vorausgesetzt, die

Lichtverhältnisse bleiben konstant. Damit eignet sie sich besonders

gut für Streetfotografie und Reportage, um unbemerkt dem Geschehen

nahe zu sein.

Fazit

Egal, welche Kamera man verwendet: Die Grundlagen der Fotografie

bleiben immer gleich. Unterschiedliche Kameras bieten unterschiedliche

Möglichkeiten, sich der Fotografie anzunähern.

 

Manche legen alles offen, andere verstecken die Parameter hinter

Automatiken und Schiebereglern.

 

Das ist der Grund, warum man mit möglichst vielen Kameras

fotografieren sollte! Es ist so, als ob man eine andere Sprache

spricht, aber über dieselben Dinge redet – man findet oft über die

Nutzung der Kamera neue Denkweisen und Prozesse für die eigene

Fotografie.

 

Die Leica ist, obgleich sie so simpel ist, für mich doch mit einer

ganz schönen Lernkurve verbunden gewesen. Besonders mit Objektiven,

die ins Bild des Suchers ragen, ist es schwierig, genau die Grenzen

des Bildes abzuschätzen. Das kommt aber mit Übung und Erfahrung. Ist

die Lernkurve überwunden, macht das Fotografieren mit der Leica

einfach nur noch Spaß – sie ist klein, leicht und gut zu handhaben,

und mir gefallen die Farben direkt aus der Kamera sehr.


Hast du dich mal selbst beim Fotografieren beobachtet? Lass mich an

deinen Gedanken in den Kommentaren teilhaben!

 

Einen langen Extra-Artikel gibt es jeden Monat für meine Patreons auf:

 

https://www.patreon.com/tomkaiserfoto.

Bleib gesund und munter.

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