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Stress, Unruhe und starre Blicke

Viele Menschen, denen ich tagtäglich begegne, blicken ständig starr geradeaus. Hier gibt es ein paar Gedanken dazu, von einem Fotografen, einem „Quergucker“.


Stress und Unruhe sorgen dafür, dass wir bekannte Dinge schnell ausblenden, um uns auf den Auslöser dieser Signale zu konzentrieren: Der nächste Termin steht an, das Geschäft, zu dem man wollte, bevor es schließt, ist umgezogen, der S-Bahn-Verkehr ist mal wieder gestört und so weiter – heute gibt es in unseren Breitengraden keine Säbelzahntiger oder sonstige Viecher mehr, die uns stressen könnten, also mussten wir uns etwas Neues suchen…
Gerade in größeren Städten kann Stress auch einfach dadurch entstehen, dass andere Menschen gestresst sind – leider funktionieren unsere Körper nun einmal so.

Bekannt sind uns aber Dinge, die wir über einen gewissen Zeitraum hinweg regelmäßig wahrgenommen haben – aufgrund der Bilderflut ist es eine einfach zu realisierende Aufgabe, uns selbst Dinge alltäglich erscheinen zu lassen, die wir im wirklichen Leben bisher nie wahrgenommen haben!

Wovon uns diese vermeintliche Vertrautheit mit unserer Umgebung jedoch abhält, ist das Entdecken von Neuem, das Erleben.

Nicht umsonst geht es vielen Fotografen so, dass sie kurz nach ihrem Einstieg in die Fotografie eine Veränderung ihres Blickes feststellen. Wenn man mich durch die Stadt begleitet, beispielsweise, dann stellt man fest, dass ich wohl schneller gehe als die meisten, aber tatsächlich so gut wie nie starr geradeaus schaue! Ich sehe Menschen in die Augen, mein Blick bleibt an Graffitis hängen oder schweift umher, um die Gegend als Ganzes aufzusaugen – für mich ist das Entspannung pur.

Kampfsportler, Soldaten (vor allem Scharfschützen), Pfadfinder und generell jeder, der sich oft in unkontrollierbaren Situationen befindet, muss ein gewisses Gefühl der Achtsamkeit entwickeln.
Jedoch kann niemand wirklich kontrollieren, was um ihn herum geschieht, also sollte jeder versuchen, mehr Achtsamkeit zu entwickeln.
Wer, stets auf sein Smartphone blickend, schnurstracks in den nächsten Teich latscht, hat meist weniger zu erzählen, als der, der es gesehen hat und ihm heraushilft.

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Kommentare: 4
  • #1

    Manfred Berger (Dienstag, 20 September 2016 13:15)

    Hallo Tom. Da gibt es sprachlich schöne Bilder: Erst den Blick schweifen lassen, aufmerken, auf machen, Weitwinkel einsetzen. Dann gegebenenfalls den Blick konzentrieren auf Spannendes, das Tele benutzen.
    Das Gegen- und Miteinander von Aufmerksamkeit und Konzentration.

  • #2

    Tom (Dienstag, 20 September 2016 16:23)

    Hallo Manfred,
    schön, dich hier in Erscheinung treten zu sehen! Ja, diese Form des Erlebens ist wirklich sehr poetisch.
    Inwiefern verstehst du Aufmerksamkeit und Konzentration als ein Gegeneinander?

  • #3

    Manfred (Sonntag, 25 September 2016 09:10)

    Beim Sehen:
    1. Gegensatz: Aufmerksam gleichermaßen ALLES wahrnehmen -
    Konzentrieren auf EINEN Bereich, der auffällt.
    2. Nacheinander: ERST alles, DANN das besondere allein

  • #4

    Tom (Sonntag, 25 September 2016 13:00)

    Sehr schön, das gefällt mir!